EIGENSINN | OBSTINACY (2013 -2018)



Ich treffe Frauen, die einen Unterschied machen. Frauenrechtlerinnen, Journalistinnen, Wissenschaftler-innen, Künstlerinnen, Feministinnen. Ich treffe Frauen, die Position beziehen. Für andere. Für sich selbst. Ich treffe sie in Algier und Kyoto, in Chennai, Berlin, in Santiago de Chile, Seoul, in Athen, Teheran oder Minsk (...). Ich bringe meine Kamera mit. Ein Stativ, einen Selbstauslöser und einen Spiegel. Ich bitte sie, sich selbst zu fotografieren. Und verlasse den Raum.

 
SpiegelBilder der Selbstbehauptungen

Ob in Algerien, Japan, Indien, Südkorea oder Weißrussland – überall leben Frauen, die sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter, für Autonomie und Selbstbestimmung engagieren. Es sind starke Frauen – beharrlich, eigenwillig, unbeugsam, konsequent und selbstbewusst. Wer sind diese Frauen und was treibt sie an?

Die Fotografin Wenke Seemann ist dorthin gereist, wo ihre Protagonistinnen zu Hause sind, hat sie zu ihrem Leben befragt und sie gebeten, sich selbst vor einem Spiegel zu fotografieren und darüber ihr eigenes Abbild zu definieren. Es sind Identitätsfindungen, Selbstdeutungen, die daraus entstanden sind. Wie in einem Bild im Bild begegnen wir den Protagonistinnen in ihrem Pendant – direkte Blicke, in sich ruhend, eine leicht abgewandte Haltung, ein aufrechter Gang, eine Art Posieren, Ausprobieren, Zaudern oder auch leichtes Kokettieren mit sich selbst. So eigensinnig im Wesen, so besonders sind diese Portraits ihrer selbst – intim und doch bestimmend, poetisch und doch klar, durchlässig und doch direkt, künstlerisch und doch als Statement gedacht. Parallelitäten zweier Welten, der sichtbaren und unsichtbaren. Blicke, die sich kreuzen, ein visualisierter Dialog. Wer schaut hier eigentlich auf wen? Die Protagonistinnen auf sich durch den Spiegel, die Kamera durch den Spiegel auf die Dargestellten, die Betrachter*innen durch die Kamera und den Spiegel letztendlich auf die Frauen?

Eine weitere signifikante Facette dieser Serie eröffnet ein Blick zum Fenster der jeweiligen Wohnung ins Licht hinaus, den Seemann zudem eigens mit der Kamera festgehalten hat – als Sehnsucht verheißendes und zukunftsweisendes Moment. Mit „Eigensinn“ in Form von Bildportraits und Interviewtext gelingt Seemann in der persönlichen und frei gehaltenen Herangehensweise auf wunderbare Art, der Präsenz und Aura der Frauen authentisch zu begegnen.

Text: Franziska Schmidt, anlässlich der Daegu Photo Biennale, Südkorea (2018)

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AUSSTELLUNGEN | EXHIBITIONS

07.09.2018 - 16.10.2018 - daegu photo biennale, daegu, korea

17.10.2016 - 21.10.2016 - hauptgebäude | humboldt-universität berlin

05.03.2016 - 20.03.2016 - aff galerie berlin

26.04.2014 - 11.06.2014 - a/e galerie potsdam

 

PRESSE | PRESS

FEATURE im Korea Forum: In der Jahresausgabe 2015 des Magazins stellt der Korea Verband Berlin die Serie der koreanischen Frauen aus dem EIGENSINN-Projekt vor, die im April 2015 in Seoul entstanden sind.

 

 

Potsdamer Neuste Nachrichten zur Ausstellungsinstallation in der Potsdamer a/e galerie (Mai 2014):
"Auf drei Borden übereinander hat die in Berlin lebende Fotografin und Sozialwissenschaftlerin Bilder von Frauen dreier Generationen angeordnet. Man erfährt im nebenstehenden Text, dass die drei Porträtierten Großmutter (84), Mutter (56) und Tochter (26) sind und in Indien leben. Wenke Seemann hat sie dort in ihrer alltäglichen Umgebung getroffen und gebeten, sich selbst mit einer Kamera mit Selbstauslöser zu fotografieren. Diese Bilder erzählen die Emanzipations-Geschichten dreier Frauengenerationen und sie sind Teil der Serie „Eigensinn“, für die die 36-jährige Fotografin Frauen in Algier, Kyoto, Berlin und in Chennai in Indien besucht hat. Großartig, in welchem Moment und mit welch unterschiedlichen Haltungen sich die Porträtierten selbst abgelichtet haben und wie viele Details schon aus ihrer Kleidung oder ihrer unmittelbaren Wohnumgebung abzulesen sind. Eine interessante Arbeit, von der man unbedingt mehr sehen möchte." (Astrid Priebs-Tröger, Potsdamer Neuste Nachrichten, 08.05.2014) [zurück]